Hejmischer Bulgar (8)

Wie der Freylekh ist auch der Bulgar ein schneller Tanz, und hejmisch ist dieser Bulgar deshalb, weil er die Juden in Amerika an ihre osteuropäische Heimat erinnert. Komponiert hat ihn Abraham Ellstein für eine Revue in den 1920er Jahren in New York, und er wurde oft gespielt in der amerikanischen Klezmerszene um 1920.
Im Text heißt es: „Tanzt den hejmischen Bulgar so wie früher in eurer Heimat. Vergesst jetzt alle Schmerzen und Pein! Wir wollen nichts als leben und Gott ein Loblied singen.“
Die Sprache ist jiddisch. Sie ging aus dem Mittelhochdeutschen hervor und klingt wie deutsch oder niederländisch. Viele Juden sind in der Römerzeit seit dem dritten Jahrhundert in germanische Gebiete rund um den Rhein ausgewandert. Im Alltag haben sie deutsch gesprochen, in der Synagoge hebräisch. Im Zusammenhang mit den Kreuzzügen gegen die sogenannten Ungläubigen wurden viele von ihnen im 14. Jahrhundert vertrieben und sind nach Osteuropa geflohen. Die deutsche Sprache haben sie mitgenommen und mit Idiomen aus slawischen und baltischen Sprachen vermischt. So entstand das Jiddische als Sprache der osteuropäischen Juden. Dieses osteuropäische Jiddisch brachten die Juden mit, die seit dem 17. Jahrhundert vor den osteuropäischen Pogromen wieder zurück nach Westeuropa flohen, viele von ihnen nach Berlin. Viele berlinische Wörter haben ihre Ursprünge im hebräisch-jiddischen: Schmus, Tacheles, Zoff, schofel, Schickse, Ramsch, Reibach, Schlamassel, Pinkel, Ganove, Koscher, Chuzpe, daffke, ausbaldowern, Maloche.
Die Bezeichnung „Jiddisch“ gibt es erst seit den 1920er Jahren. Sie stammt wiederum aus dem Englischen, wo man mit Yiddish einfach jüdisch meinte.

Bei uns singt Ulrike das Lied zu einem Arrangement von Gerhard Bernhagen.

Konzert am 18.11.2023 im Klang-Holz auf der Zitadelle Spandau
Konzert am 25.5.2014 in der Michaelskirche
Konzert am 12.6.2009 im Afghan Village
yidn tantst dem heymishn bulgar,
fargezt in ayre tsores un ayer tsor,
tantst dem tants fun freyd un nakhes,
ale sonim oyf tsu leakhes,
yidn tantst dem heymishn bulgar.
 
genug getroyert, tantsn veln mir !
klezmer shvayg nit, gib zikh shoyn a rir,
blotst dos fleytl, klapt di tastn,
rayst di strunes bis tsum platsn.
a heymishn bulgar dos tantsn mir.
 
shoyn hundert mot dikh geyogt Yisroel,
gelitn fun sonim dos hoztu shoyn on a tsol.
nor tomed iz undzer shtrebn nor tsu lebn,
un g´t zingen a shir. to shrayt she hoykh
mit mur on koyekh, vayl eybik lebn mir.
Juden, tanzt den hejmischen Bulgar,
vergesst eurer Leid und euer Unglück.
Tanzt den Tanz von Freude und Vergnügen,
Alle Feinde in die Hölle,
Juden tanzt den hejmischen Bulgar.

Genug getrauert, tanzen wollen wir,
Musikanten schweigt nicht, rührt euch schon !
Blast die Flöte, drückt die Tasten,
reißt an den Saiten bis sie platzen.
Einen hejmischen Bulgar den tanzen wir.

Schon hundert mal dich gejagt, Israel.
Gelitten von Feinden, das hast du zahllos.
Nur immer ist unser Streben nur zu leben,
und Gott ein Lied zu singen. So lobt sie hoch
mit Mut und Kraft, weil ewig leben wir.